Budersand
Nicht da rein, bitte!
Nachdem dem golfende Teil der Bevölkerung seit Monaten der Mund wäßrig gemacht wurde, daß da oben auf der Insel (bzw. genauer gesagt ”da unten” auf der Insel, in Hörnum, wo man nicht tot überm Zaun hängen will) ”Deutschlands erster echter Links-Course” entstanden ist, mußte ich natürlich hin und den Platz mal spielen, ist ja klar.
Das Wetter war regnerisch-sonnig-stürmisch-windig und ich hatte eine Woche vorher telefonisch einen Starttermin reserviert. Das sollte ja gerüchtehalber aufgrund des starken Andrangs der neugierigen Golfer eine schier unüberwindliche Hürde darstellen, aber entweder lag es an meinem sprichwörtlichen Charme oder aber daran, daß ich allein dort auflief – ich durfte mir jedenfalls aussuchen, wann ich starten wollte, kein Problem.
Eine Driving Range existiert (noch?) nicht; das Putting Green war zwar schon angepflanzt aber noch nicht freigegeben und so berappte ich brav beim freundlichen Sekretariatsteam 60 Öcken GreenFee (”Einführungsangebot”) und wurde vom freundlichen Starter zu einer freundlichen dreiköpfigen Familie aus dem Ruhrpott gesteckt.
Links-Plätze zeichnen sich durch Dünen, fieses Rough und/oder Heide, tiefe Topfbunker und brettharte Fairs und Grüns aus; meist hat man Blick aufs Meer und der Wind ist der eigentliche Gegner beim Spiel: Da es keine Bäume gibt, die ihn aufhalten oder abschwächen könnten, kann es schon einmal zu kurioser Schlägerwahl kommen: Ein volles Eisen 3 aus 100 Metern gegen den Wind ins Grün zu schlagen muss nicht bedeuten, daß man den Ball mehr als 80 Meter transportiert. Manchmal kommt er einem direkt wieder entgegen. Andererseits sind auch 200 m-Schläge mit dem Eisen 7 downwind möglich, die dann einen Tap-in zum Eagle übriglassen. Alles ist möglich, nicht viel ist berechenbar. Diese Sorte Golf wird häufig in UK und Irland gespielt und hierzulande gibt es einen 9-Loch-Platz in St. Peter-Ording und den Marine-GC auf Sylt, die entsrprechend gebaut wurden. Wobei sich Puristen bei letzerem darum streiten, ob er aufgrund des verwendeten Bodens tatsächlich als Links-Course gilt.
Ach da ist die Fahne!
Sei’s drum. Ich mag fast jeden Golfplatz und gleich vorab: Budersand hat das Zeug zu einem attraktiven und spannenden Platz. Er ist nur noch nicht ganz soweit, denn er ist noch nicht recht angewachsen, die Topfbunker waren nicht wirklich tief und auch noch nicht bewachsen und der Sand war extrem weich und schwer. Die Grüns waren treu aber langsamer als Ottfried Fischer beim 100-Meter-Sprint und teils noch nicht ganz fertig bzw. als Boden in Ausbesserung markiert. Am störendsten empfand ich, daß die Wege größtenteils aus nur notdürftig zerkleinertem Bauschutt bestanden, sogar über Glasscherben ging man - in meinen Augen inakzeptabel. Aber da der Platz einer Betreibergesellschaft gehört und keinem Club, mußte man wohl auf Teufel komm’ raus diese Saison schon mitnehmen um Umsatz zu tätigen. Verständlich, aber schade.
Das Layout ist teils großartig, teils ärgerlich (z.B. das schnarchlangweilige, uninsprierte 100 Meter-Par 3) und teils fast lebensgefährlich, da der Platz recht eng ist und man oft blind das Fairway oder Grün anspielen muß. Zweimal spielten wir so unabsichtlich der Partie vor uns in die Hacken, glücklicherweise wurde niemand verletzt. Eine Glocke, mit der die vor einem spielenden Golfer anzeigen können, daß sie außer Reichweite sind, wäre an einigen Löchern sehr hilfreich gewesen. Vielleicht kommt das ja noch, denn Entfernungsangaben sind bislang auch nur als Teller auf dem Fair vorhanden. Die Grünbunker kommen nicht wirklich ins Spiel, die Fairwaybunker dafür umso mehr, und auch die Heide läßt einen nicht so leicht aus ihren gierigen Fängen. Aber insgesamt ist der Platz definitiv einen Besuch wert und eine Attraktion - in zwei, drei Jahren oder später, wenn er richtig angewachsen und fertig ist.