Veröffentlicht am 27. April 2008 • 0 Kommentare
Ich liege in meinem, mit basischen Salzen angereicherten Badewasser, blättere im aktuellen Golfheftchen und entsäuere. Nein, ich bin nicht sauer, aber ich hatte in den letzten Wochen „Gesundheit durch Entschlackung“ von Jentschura / Lohkämper gelesen und weiß deshalb, dass ich mich vor einer sportlichen Betätigung mineralisieren muss, um mich danach im Basenbad zu entgiften. Bei mir sind es hauptsächlich Nervengifte, vermute ich mal.
Die immer frühere, häufige Glatzenbildung unter jungen Männern ist nach Ansicht der Autoren ein deutliches Zeichen dafür, dass die Mineralstoffdepots durch übertriebene Fitness ohne ausgleichende Mineralisierung entleert sind und der Körper, sozusagen als Notprogramm, die eigenen Haare fressen muss. Sollten Sie, liebe Leserinnen unter der Voll- oder Halbglatze einen besonders agilen Partner vermuten, der sich optimal für die Paarungsrituale des Frühlings eignet, seien Sie gewarnt! Der wandelnde Mineralräuber mit leeren Kraftstoffdepots kann jederzeit über Ihnen zusammenbrechen und was dann im Club geratscht wird, können Sie sich denken.
Jentschura / Lohkämper verdammen jegliche Form von Fitnesswahn und Leistungsport, was sie mir sehr sympathisch macht, auch wenn das Toupet von Jentschura auf seinem Autorenfoto unübersehbar ist und offensichtlich aus der gleichen Grabschkiste stammt, aus der auch ich mich kürzlich bediente.
Selbst die basische Beinwaschung nach der Runde soll schon sehr helfen, weshalb ich bei der Betreibergesellschaft unseres Clubs eine Fußwanne für die Umkleidekabine beantragt habe.
Es mag exklusive Clubs geben, die einen eigenen Whirlpool besitzen, der aber, das wette ich, nicht mit Basensalzen angereichert ist, sondern höchstens mit den Bakterien gewisser Saunaschönheiten.
Mit einem basischen Fußbad nach Jentschura werden wir, seiner Theorie folgend vollkommen erfrischt, auch die zweiten 18 Loch ohne Wadenkrämpfe in Angriff nehmen können. Denke ich mal. Ich selbst spiele keine zwei Runden mehr hintereinander, nicht mal mit meinem treuen Powakaddy. Zwei Runden muss man zum Beispiel bei der Clubmeisterschaft gehen, weshalb ich auch keine Clubmeisterschaften mehr mitspiele. Ich war einmal Clubmeister und finde, das reicht. Bescheidenheit ist meine große Stärke.
Das war das Stichwort: Bescheidenheit …wie mich jetzt die Teufel reiten und kitzeln … nein …nein … nein …ich will nicht … nein … ein falsches Wort und wir haben wieder das Hamsterbäckchen mit dem Backenbärtchen am Hals. Nein, ich werde nicht das „Interview“ mit diesen selbstgefälligen Schönheitsegomanen kommentieren, selbst wenn es mich in meinem Basenbad noch so juckt. Außerdem: Wenn sich jemand selbst so toll findet und ein kleiner Schnitt (der sogenannte „Golfcut“) unter den Achseln einer Frau mit Wabbelarmen genügt, damit er sich einen Ferrari und einen Porsche leisten kann, dann ist das doch mal eine Meldung, die die Herzen der GolferInnen höher schlagen lässt, zumindest jene mit Wabbelarmen. Und „obwohl er in jedem Golfclub eine Sprechstunde halten könnte“, ist er kein Schickimicki-Arzt geworden, sagt er, sondern nur weltberühmt. Das nenne ich auf dem Boden bleiben bis der Teppich fliegt!
„Ich werde nie Golfprofi, obwohl ich sehr talentiert bin“, bekennt er. Soweit reicht das Fingerspitzengefühl in den Chirurgenfingern dann doch nicht, aber sein Handicap 25 spielt er!
„Der Handicap-Durchschnitt in Deutschland liegt bei 27“, wirft der ebenfalls sehr prominente Golflitterat mit der flotten Fönfrisur ein, der das exklusive„Interview“ führt.
Jetzt wird sich der Verfasser der sogenannten Schönheitsbibel und Aktionär von 20 Kliniken noch besser fühlen, zumindest besser, als die clubfreie, polnische Durchschnittspflegehilfskraft mit dem Handicap Klinik als AG, die für einen Hungerlohn schuftet und vermutlich keinen Ferrari oder Porsche fährt.
„Golf beginnt bei mir beim Einstelligen“, erwidert der Schlupflid-Spezialist, „alles andere ist für mich Spaziergehen mit Unterhaltung.“ Das ist eine Erkenntnis, der wir Mondeo-Fahrer nur zustimmen können, auch wenn wir uns ehrlich fragen, ob der zuständige PR-Berater vor Veröffentlichung dieses Interviews wegen eines geplatzten Blinddarms ausgefallen ist, aber wie steht geschrieben: „Das Beste ist immer die gute Arbeit, nicht das Marketing.“ Genau! Darum finde ich es so toll, wenn in solchen „Interviews“ kein plattes Marketing betrieben wird, sondern der subtile Geist eines erfolgreichen Menschen auch dem oberflächlichen Leser durch sensible Fragestellung transparent gemacht wird. Danke!
Ja, Ihr lest richtig, liebe Golfhamster, ich lobe. Meine einstige Bitterkeit und der vielgeschmähte Zynismus sind dahin. Das macht das Basenbad…zu der mich meine Base in die Wanne bat …nein Quatsch, ich bin nur etwas übermütig und gleich lest Ihr warum.
Mit Gesundheitsthemen, Ernährung, Fitness, Yoga und diesem ganzen anstrengenden Zeugs beschäftige ich mich, seit ich mich entschlossen habe, einen seniorengängigen Trekkingpfad zum einsamen Gipfel des Singlehandicaps zu finden. Single wird man auf alle Fälle schneller. Eine wichtige Voraussetzung für unseren Bergpfad, das wurde mir in der letzten Woche bewusst, ist ein gewisser Fitnesslevel, den ich wahrlich noch nicht habe.
Ihr jungen Leute da draußen an den Bildschirmen könnt Euch gar nicht vorstellen, was einem alles Weh* tun kann, wenn man jeden Tag Golf spielen muss. Ja, ich spiele jetzt jeden Tag. Wäre ich nicht der Chef dieser Frittenbude, hätte ich mich längst gefeuert. Innerhalb einer Woche habe ich drei Turniere gespielt, dabei insgesamt 14 machbare Putts veryipst und war trotzdem jedes Mal in der Schonung. Wie das?
Nun – gestern zum Beispiel, bei der Samstag Open, habe ich 17 von 18 Fairways getroffen. Ja, auch bei den Par 3, leider. Aber zwei Birdies gespielt. Na!?
Nehmt die 18. Bahn: Mein Powerdrive (lacht da jemand?) Mitte Fairway. Mit meinem Baffler versuchte ich den Ball rechts vom Teich abzulegen, nachdem ich auf den letzten 50 Runden bei 30 Versuchen über den Teich zu schlagen, 29 mal das Wasser traf. Aber durch das viele Doping* war ich aufgeputscht. Ich traf den Ball dünn und hookte ihn. Das Ding flog über das Wasser auf das Grün und rollte an den hinteren Grünrand.
Meine Mitbewerber waren beeindruckt. Der eine Kollege, ein sehr guter Spieler und angenehmer Mensch (und das hat man mich an dieser Stelle noch nicht sagen hören), musste seinen Ball vom linken Fairwaybunker über den Teich schlagen, was ihm auch gelang. Nun lag er im Bunker hinter dem Grün, genau an der Stelle, in der ich damals lag, als ich (vergl. Golf Gaga Kapitel „Am Rande des Wahnsinns“ von der Sonne geplättet Halluzinationen bekam und bekanntermaßen später in der Klapse landete. Der Mitspieler kam in der blöden Bergablage nur dünn an den Ball, worauf der über das Grün sauste und aufgehoben wurde, weil nichts mehr zu holen war.
Mein Ball lag immer noch am hinteren Grünrand, zu einem Bergab-Putt von vier Metern. Der Ball schaute mich an. Ich schaute ihn an. Dann schaute ich zum Loch. Den ganzen Winter hatte ich jeden Tag eine Seite Rotella gelesen. So putten Sieger.
Ich sah die Linie, ich spürte mein Ziel, ich visualisierte meinen Birdie-Putt. Ich hörte, wie er fiel. Ich dachte nicht über meinen Score nach. Ich war ganz im JETZT. JETZT wollte ich den Putter sanft durch den Ball führen. Bis dahin hatte alles geklappt. Dann dachte etwas in mir: BIRDIEPUTT???!!! und meine rechte Yipshand schlug zu. Der Ball flutschte zwei Meter über das Loch hinaus.
Also neue Aufstellung: Putt zum Par. Die Jungs auf der Clubhausterrasse beachtete ich nicht. Sie mich auch nicht, oder? Ich schaute nur mal kurz rüber, dann zurück auf die Linie. Ich konnte noch Par spielen. Dann hätte ich immer noch einen guten Gesamtscore gehabt, an den ich aber nicht denken wollte, vielleicht ganz kurz, denn bisher hatte ich sehr gut gespielt. Während ich den Putt vorbereitete, überlegte ich, wie gut ich gespielt haben könnte, aber ich riss mich zusammen, denn ich wollte ja ganz im JETZT sein. Ganz im JETZT angekommen, dachte ich: Oh je, der Putt ist zum Par und sofort pullte meine yipsende rechte Hand, (ich nenne sie jetzt Doppelbogeyklaue oder Teufelspfote) den Ball am Loch vorbei. Der Ball lag wieder einen halben Meter schräg über dem Loch und wir haben schnelle Grüns! Ja, Winnerod hat jetzt schnelle Grüns, manche zumindest, was die Sache noch Spannender macht. „Zu schnell für die Jahreszeit“, sagte ein frustrierter Mitbewerber am letzten Montag beim Frankfurter Sportpresse-Turnier.
Zu schnell für die Jahreszeit spielte ich den Rückputt – am Loch vorbei. Jetzt waren es nur noch 40 Zentimeter. Ich stellte mich in Kampfformation auf, was bedeutet, dass ich mich so um meinen Putter wickle, dass der geyipste Ball auf der Linie bleibt, wenn er von meinem klopfenden Herzen ins Loch gestoßen wird. Plop. Fertig. 35 Nettopunkte.
Also wieder nur in der Schonung, dabei hätte es heute klappen können. Kurzzeitig war ich etwas frustriert, aber jetzt, entspannt im Basenbad liegend, muss ich sagen, dass das so OK ist.
Wenn ich beim 3. Turnier der Saison schon einstellig gespielt hätte, was würde ich dann den Rest des Jahres machen? Außerdem bin ich zuversichtlich: Schließlich hatte die Runde so gut angefangen, dass ich echte Hoffnung haben konnte, etwas reißen zu können. Ich spiele derzeit einen 12 ° MD Golf Driver mit 90 Tage Vertrauensgarantie, der einen ausgezeichneten Eindruck macht. An das 19° Cleveland Holz habe ich mich jetzt so gut gewöhnt, dass ich den Ball auch aus schlechteren Lagen in die Luft bekomme. Meine Synergie-Eisen mit den herrlichen Kimura-Wedges von Clubmate Golf gefallen mir immer besser. Wenn etwas während der letzten beiden Turniere an meinem Spiel schwächelte, dann waren das meine Chips und Pitches, also das, was ich eigentlich am Besten kann. Das kam so: Heulers Schwungaufnahmen hatte ich zu Marc Amort geschickt, der ebenfalls der Ansicht war, dass der erste Teil meines Rückschwungs sehr flach wäre. Er fragte mich, ob ich Probleme beim Pitchen habe oder bei halben Sandwedges und dosierten Bunkerschläge? Nein, bis dato nicht. Aber darüber fing ich an nachzudenken. Jetzt hatte ich sie. Meinen Mitspieler auf den letzten Runden habe ich natürlich erzählt, dass ich flache Punchshots und schottische Bump-and-run Schläge zelebriere, wie man sie nur spielen kann, wenn man ein Maiturnier im Schneeschauer von Royal Dornoch überlebt hat. So was nehmen die mir hier ab, aber unter uns: Es war gehackt! An diesen Pitches habe ich die ganze Woche gearbeitet. Den Schläger länger auf der Linie lassen und dann steiler anwinkeln. Über so einen Quark habe ich zehn Jahre nicht mehr nachgedacht, aber bitte sehr, wenn es denn sein muss und der Wahrheitsfindung dient. Das Ergebnis: Bei der Samstag Open waren meine Pitches und Chips besser ,aber der Yips brach wieder aus.
Zurück zum Beginn der Runde: Ich schlug meinen ersten Drive berauf, genau dahin, wo der Ball normalerweise im Matsch stecken bleibt. Zu meiner Verwunderung – oder MD Golf sei Dank – hoppelte der Ball weiter und lag einigermaßen spielbar auf der zweiten Ebene. Meine beiden jungen Mitbewerber waren mit ihren Power-Drives irgendwo rechts und links gelandet.
(Es war übrigens interessant, mit Leuten zu spielen, die aussahen, wie aus den Modeseiten von GOLFPUNK geschnitten: Lindeberg-Schuhe, Puma-Shirts, Dupont-Fasern, dass die Luft nur so prickelte. Zuerst hatte ich Angst, die Herren würden bald zu müffeln anfangen, aber offensichtlich hat es seit den Nyltest-Hemden, die wir in den 50er Jahren tragen mussten, eine gewisse Weiterentwicklung gegeben. Die haben nicht nur NICHT gemüffelt, sondern sich in ihren Plastik-Laibchen offensichtlich wohl gefühlt. Wirklich angenehme Mitspieler mit guter Etikette.)
Also: 150 Meter bergauf zum Grün! Ich wählte den „Seniorenschmeichler“, wie Heuler mein Hybrid, ein Kasko aus der unvergesslichen 1. Serie nennt. Ich dachte nicht an flach und früh wegnehmen oder ähnliches, nein, ich kann einen Ball auch ohne solche störenden Gedanken dünn treffen, was bei mir aber immer noch geradeaus bedeutet. „If ye misshiddid, misshiddid straight, boy“, krächzte mir dereinst Ted Holmes, Goldmedal Caddy in St. Andrews seinen unvergesslichen Rat ins Ohr. Die Kugel flog schottisch unterm Wind berauf zum Grün und stoppte knapp zwei Meter hinter der Fahne. Jung, unschuldig und noch yipsfrei lochte ich meinen ersten Putt auf dieser Runde zum Birdie. Ja, so begann dieser Tag und den Rest erzähle ich ein andermal oder lieber nicht, und wenn die Bälle nicht gefallen sind, dann putten wir noch heute.
Ihr / Euer
Eugen Pletsch
*Doping: Diesem Thema werde ich demnächst mal einen Sonder-Blog widmen. Schließlich ist der Golfsport durch diese Doping-Hysteriker ernsthaft in Gefahr. Stellt Euch mal die Schlagzeilen vor: Verkokste Turniersponsoren in Handschellen! Viagra-Razzien in den Umkleidekabinen! Beschwipste Damenmannschaften disqualifiziert!
… und in Marbella, wo 90 % aller Spieler in der Voltaren-Liga spielen, sind die Plätze leergefegt. Ich selbst fahre im Moment auf ALDI Magnesium mit Cranberry ab, was ich aber nich sniffe oder rauche, sonder einfach schlucke. Lutz: Was hat sich Hunter S. Thomson denn so alles auf der Runde mit Jack Nicholson und Bill Murray eingepfiffen? Knick-und Riechs oder Rexona man reloaded?
* Inter-X: Es hat ein paar Anfragen wegen dem Inter-X Gerät gegeben, das ich in Fleesensee zur Selbstbehandlung einsetzte. Ja, die Website ist noch eine Baustelle, aber hier ist ein Artikel aus der CO´Med, der besonders den Therapeuten unter Ihnen ausreichende Informationen geben sollte.
P.S.: Ich habe keine KorrektorIn mehr. Sitzt jemand mit guten Sprachkenntnissen am Sonntag meist zu Hause rum und fühlt sich berufen? Viel mehr als ein paar Golfbälle sind nicht drin. Müßte man mehr unter GUTE TAT verbuchen…