Der pinke

Veröffentlicht am 02. März 2008

Monika D. aus S. moniert, wo mein Bericht von der Rheingolf bliebe. Wie es da war? Was soll ich da denn jetzt schreiben, bitte schön? Schließlich habe ich mich durch meine sympathische Berichterstattung vom Vorjahr mühselig aus der Paria-Kaste der Golfmedien die C-Klasse hochgeschleimt.
C-Klasse sind die, die eine Akkreditierung bekommen, in meinem Fall sogar ein Tagesticket für eine Mitarbeiterin extra. Die Paria-Kaste sind jene Online-Fritzen mit Kartoffelstempel-Presseausweis, die den Eintrittpreis nur dann zurück bekommen, wenn sie einen Bericht über die Rheingolf verfasst haben.
Damit will man sich die Maden und Schnorrer vom Leib halten. So hat das der Herr Jacoby vermutlich in seiner Zeit als Pressefritze bei Erwin Langer gelernt. Der strategische Denkfehler liegt aber, wie schon damals bei E. Langer, in der Fehleinschätzung der Onlinekontakte im Vergleich zu den Printmedien. Diese werden, wenn wir mal von der Berichterstattung des „Award-Gewinners Golftime absehen, vermutlich alle die üblichen Berichte bringen, die jetzt schon überall gleichlautend Online zu lesen sind. Ein Tag auf dem Clubtresen, dann sind die Heftchen weg und Aus die Maus. Unser Online-Bericht, ob man ihn mag oder nicht, hat dagegen eine ganz andere Lebensdauer und somit Wertigkeit. Aber das wird man einem Messeveranstalter, dessen Online-Mediadaten aus dem Jahr 2005/6 stammen, schlecht erklären können.

Zurück zur Hierarchie der Pressefritzen. Ich bin ja keiner, sondern gebe den Golfautor, darf aber trotzdem rein, was vermutlich auf einer sublimen Form von unausgesprochener Schutzgelderpressung, sowie Fehleinschätzung seitens der Rheingolf-Pressestelle beruht.
Wenn meine Seitenstatistik nicht lügt, wurden meine Rheingolf-Meldungen seit Januar von genau so vielen Cybergolf-Besuchern wahrgenommen, wie die Messe Besucher hatte, nämlich um die 27000, der letzte Blog “Bockwurst auf der Rheingolf” hatte bisher knapp 3000 Leser. Damit müsste ich eigentlich in die Kategorie B der Medienmäuse eingestuft werden. Das ist die Kaste der Seilschaften, die brüderliche Welt derer, die sich gegenseitig die Schüssel zuschiebt, die alten Golf-Spezies, bei denen eine Hand die andere wäscht. Aber da bleibt man gerne unter sich. Leben und Leben lassen, heißt die Devise, auch wenn man sich nicht ausstehen kann. Alle rudern im gleichen Boot, aber ich rudere nun mal gar zu sehr gegen den Strom.
A-Klasse sind die wirklich “wichtigen” Medien, wo selbst Erwin Langer lächeln würde und von denen ein Messeveranstalter nur hoffen kann, eines Tages wahrgenommen zu werden. Eine kleine Geschichte in der BILD, ein meinetwegen „kritischer“ Artikel im SPIEGEL, das käme so richtig gut. Dafür würde man auch mal die oberwichtige Luft aus den Backen lassen und sich bescheiden und herzlich zeigen.
Ab B darf man in die VIP-Lounge, ab Klasse A muss man da nichtmehr essen und die Bedienung am Espresso-Automaten, die als „unvorstellbar arrogant und unfreundlich“ geschildert wurde, zeigt dann (vielleicht), dass sie auch anders kann.

So etwas weiß ich natürlich alles nur aus 1. Hand Erzählungen der 2. Klasse, die zu uns in die Dritte durchgesickert sind. Interessiert das überhaupt noch jemanden? Ist es nicht überall gleich? Außerdem wird die zum „Bambi der Golfszene“ hochstilisierte Award-Verleihung, bei der sich 230 vorgeladene Gäste der deutschen Golf und Golf-Tourismus-Branche selbst feierten, von den Zentralorganen der Golfindustrie angemessener beschrieben werden, als ich das kann.
Mancher Aussteller, der über die gesalzenen Standpreise murrte, hätte sich vielleicht etwas weniger Glamour und dafür besseres Essen in der VIP-Longue gewünscht. Aber ist nicht auch der „Award“ ein Teil vom Marketing? It´s Showtime!
Während die kleinen Golfhamster ihre stark preisreduzierten Beutestücke von der Rheingolf heim in ihre Höhlen schleppen, im Rückschwung Vasen zerdeppern, vom einstelligen Handicap träumen oder sich irgendwann Gedanken über den drastischen Preisverfall dieser angeblichen Qualitätsprodukte machen, hängt sich die Nomenklatura gegenseitig die Orden um. Das ist schon beim Honecker so gewesen. Jetzt werden alte Rechnungen beglichen und bewährte Seilschaften erneuern ihren Bund. Deutlicher darf ich nicht werden. “Alles, was im Golfgeschäft Rang und Namen hatte“, war an diesem Abend da. Ich habe keinen Rang und keinen Namen, ich war nicht da. Vermutlich bin ich einfach zu destruktiv, ein Nestbeschmutzer, irgendwie unsportlich, ansonsten: kein Stallgeruch! So sehen es auch die Kollegen, die keine sind.

Andererseits, darf ich zu meiner Verteidigung sagen: Weckt der große Gleichklang der Berichterstattung in den Golfmedien nicht immer mehr Erinnerungen an Honeckers Zeiten? Dann ist es doch legitim, wenn es auch einen Dissidenten gibt, oder? Jeder hat seine Rolle im Spiel. Vielleicht werde ich nach St. Andrews ausgebürgert? Ob ich nur neidisch bin, dass ich da nicht rein darf? Nein. Ich darf woanders rein, wo es viel schöner ist und die nicht rein dürfen.
Aber ich höre jetzt damit auf. Viel wichtiger: Ich bin ein grauer Panther, ein Opa geworden! Deshalb hat dieser Bericht auch etwas gedauert. Ja, OPA. Meine Tochter hat ein Junges bekommen. Genauer gesagt: einen Jungen. Da sieht man die Welt mit ganz anderen Augen. All das eitle Gehetze und Geschiebe wird plötzlich vollkommen unwesentlich. Ich denke mal, es ist wie nach einem Infarkt. Der ganze Müll des Alltags hat keine Bedeutung mehr. Es zählt nur noch das Leben.
Für die Fans von Dagobert Seicht (siehe auch das Kapitel „Die 23“ in GOLF GAGA) sei angemerkt, dass der Junge um 2 Uhr 03 zur Welt kam. Und zwar am 29.2.2008. 2-9-2=13, 2-0-0-8 = 10, zusammen, na? 23! Richtig. Oder Gesamtquersumme 5 = 2 und 3. Das nur so nebenbei.

Noch mal Rheingolf: Es waren ein paar interessante neue Firmen da, wie Jordan Golf, Gobiente, oder das Golf Service Center mit sehr schönen Eisen von Nakashima. Ich traf Steffen Keller vom Golfnetworkclub, der jetzt für das „Golf Valley“, die neue Superanlage bei München tätig ist und Mike Warren, den neuen Geschäftsführer von Golfmotion. Wir tagten am Gemeinschaftsstand der Österreicher, die wirklich wissen, wie man Marketing macht. Vielen Dank für die „Jausen“! Eric Grandison besuchte ich nur kurz, weil meine Leber nicht mehr so viel Single Malt verkraften kann.
Die längste Zeit verbrachte ich am Stand von Cleveland Golf und das kam so: Ich war im Internet über einen 16 Grad-Driver gestolpert, den Cleveland im letzten Jahr noch im Programm hatte. So schrieb ich Manfred Erhard, dem deutschen Geschäftführer, den ich noch als alten Mizuno-Tagen kenne, und er bot mir freundlicherweise ein Fitting mit dem Launch Monitor auf der Rheingolf an. Dort lernte ich Iain Clark kennen, der sonst im Cleveland-Bus auf der Tour unterwegs ist. Nach einigen Schlägen bestätigte sich, was ich bereits den ganzen Winter über im Schlamm erfahren musste: dass ich mit dem Holz 4 carry weiter schlage, als mit dem Driver. Fachleute werden jetzt empfehlen, dass ich alles Mögliche an meinem Schwung, meinem Griff und natürlich an meiner Schlägerkopfgeschwindigkeit ändern sollte. Einen Teufel werde ich tun!
Dieser Driver, der mir im Internet aufgefallen war, war leider nicht mehr lieferbar. Aber Iain wusste Rat. Nachdem ich einige Schäfte ausprobiert hatte, verschwand er in seinem Trailer. Er nahm einen 16-Grad Damen-Driver und einen richtig guten A-Schaft, klebte die Teile zusammen und nach zwei Stunden holte ich meinen neuen Driver ab. Als ich die Sohle betrachtete, sprang mir die Schrift „Hi bore“ entgegen – in rosa! Na und? Einige meiner „Mitbewerber“ sind ohnehin der Ansicht, ich solle besser bei den Damen mitspielen. Ansonsten nenne ich mich jetzt „Der pinke Panther“! Rosa Hosen werde ich mir von Dawie Stander leihen.

P.S. Lagebericht aus dem Trainingscamp:
Der Ball fliegt! Nicht viel länger, aber sehr sicher. Sollte jemand aus der Rang und Namen-Liga am Abschlag eines Pro/Ams gewisse Probleme haben, sein Ding hoch zu kriegen (hört man immer wieder), dann sei ihnen der Der pinke Panther empfohlen. Sieht aus wie ein Driver, aber der Ball fliegt.

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